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Zeitungsbericht für April 1811

 

GStA PK I. HA, Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 16501, Bl. 21r-24r, Anlagen Bl. 25r-27r. Referent Erdmannsdorff. Praesentatum 14. Mai 1811. 

 

 

[21r] Liegnitz den 6ten May 1811.

 

Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement der Liegnitzschen Regierung für den Monat April c.

 

 

Ewr. Majestät wollen den geordneten Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement unserer Administration für den Monat April c. in nachstehenden Anzeigen allergnädigst zu empfangen geruhen. Die

 

Witterung

 

war den ganzen Monat hindurch, wenige Tage ausgenommen, mild, mehr feucht, als trocken, und nicht so veränderlich, als sie sonst im April zu seyn pflegt. Gelinden Frost hatten wir nur noch den 3ten 4ten und 5ten, der höchste Stand des Reaumurschen Thermometers war in der Gegend von Liegnitz den 23ten Mittags 17 Grad über, und der niedrigste den 4ten früh 2 Grad unter dem Frostpunkt. Der Wind kam aus allen Gegenden, am häufigsten hinter einander aus Osten, Süden und Südosten. Sehr stürmisch war es den 10ten. Das erste Frühlings-Gewitter fand den 21ten nach Mittag statt, ein zweites war den 30ten Mittags, von Hagel begleitet, der jedoch keinen Schaden verursacht hat. Die Vegetation ward durch milde Luft und warmen Regen ungemein befördert. Die Bäume stehen in voller Blüthe. Die Wintersaaten zeigen sich fast überall sehr schön, und die bereits gesäeten Sommerfrüchte sind gut aufgegangen. Die Bestellung der Sommersaat wird bald geschloßen werden.

 

Preise der Consumtibilien.

 

Die vormonathlichen Preise des Getraides auf den Märkten der [21v] vornehmsten Städte des Departements und das Verhältniß dieser Preise zu denen des benachbarten Auslandes weiset diejenige mit dem Buchstaben A bezeichnete balancirte Designation nach, welche Ewr. Majestät wir hierneben allerdevotest überreichen. Der Berliner Scheffel Kartoffeln gilt jetzt nach Beschaffenheit ihrer Güte 10 bis 18 sg. Real-Münze.

 

Der Cours der Münzsorten, Staats-Papiere und kaufmännischen Wechsel.

 

hat sich gegen den im Monat Mart: c. nicht bedeutend geändert. Die Schlesischen Pfandbriefe stehen 77, die Tresorscheine 89 1/2, die Münze 5 5/6, die Friedrichs d'or 16 pro Cent.

 

Die schöne Frühlings-Witterung hat den wohlthätigsten Einfluß auch auf den

 

Gesundheits-Zustand

 

der Menschen. Diejenigen Krankheiten, von welchen nach unserm allerunterthänigsten Zeitungs-Bericht für den Monat Merz c. viele derselben heimgesucht waren, sind gewichen, und es zeigen sich nur wenig Frühjahrs-Fieber. In zwei Dörfern des Saganschen Creises waren die natürlichen Blattern ausgebrochen. Die General Impfung der umliegenden Gegend hat ihrer weitern Verbreitung sehr bald Einhalt gethan.

 

Zu Herrmanndorff im Bezirk von Jauer, herrscht zwar noch die Rindviehpest. Inzwischen ist seit länger als 4 Wochen kein neues Gehöft von ihr ergriffen worden. Im Dorfe Asslau, Loewenbergschen Creises, ward von ihr vor einiger Zeit das Vieh eines Bauers, in deßen Gehöfte diese Seuche vor einigen Monaten gedämpfet worden war, von Neuem befallen, und schnell hingerafft. Sie ließ aber bald völlig nach. Der allgemeine Glaube ist, daß in [22r] den Ställen jenes Bauers, bei welchem dieses furchtbare Uebel 13 Wochen vor deßen erneuerten Ausbruch gewüthet hatte, der sorgfältigsten Reinigung ohnerachtet ein Funke deßelben sich verhalten gehabt. Lungenfäule zeigt sich beim Rindvieh an verschiedenen Orten, jedoch nur im Einzelnen. Die übrigen Hausthier-Gattungen in unserm Departement unterliegen keiner Art von Epizootie.

 

Unglücks-Fälle

 

Am 10ten v. Mts. ertrank der 8 jährige Sohn des Gemein-Schäfers Burghard zu Gross Laeswitz, Liegnitzschen Creises in den Leisebach. Auf gleiche Art fand der jüngste Sohn des Häuslers Hartmann zu Steinkirch im Loewenbergschen Creise, seinen Tod.[6]

 

Zu Steinau, fiel der dortige Müller Soobel zur Abendzeit im Zustande der Trunkenheit in den Mühlgraben, und ward aus demselben entseelt herausgezogen.

 

Am 17ten hatte ein Steinbrecher das Unglük, in den Steinbruch bei Mittel-Leipe, Jauerschen Creises, von einer 8 Ellen hohen Klippe herabzustürzen, und dabei am Kopfe dergestalt beschädigt zu werden, daß er auf der Stelle seinen Geist aufgeben mußte.

 

Vier Einwohner im hiesigen Regierungs-Departement gaben sich im letztabgewichenen Monate aus Schwermuth selbst den Tod.

 

In der Nacht vom 28ten zum 29ten Mart: c. ist durch unbekannt gebliebene Veranlaßung in dem Gehöft des Gerichts-Scholzen Klopsch zu Sabor, Glogauschen Creises, ein Brand entstanden, worin nicht nur dessen Wohngebäude nebst Stallung und Scheuer mit allem in letzterer befindlich gewesenen Getraide, sondern auch die Scheuer und das Ausgedinge-Stübchen des Kutschners Funke vernichtet worden. Der aus diesem Unglük dem p. Klopsch und Funke erwachsene Schaden wird [22v] in Ansehung des erstern auf 300 r. und in Ansehung des letztern auf 50 r. berechnet.

 

Am 3ten v. Mts. brach in Boberwitz, Sprottauschen Creises, ein Feuer aus, welches mit so großer Schnelligkeit um sich griff, daß binnen einer Stunde acht Bauerhöfe, imgleichen die Gehöfte von fünf beäkerten und zwei leeren Häuslern ein Raub der Flammen wurden. Wie dieses traurige Ereigniß herbeigeführt worden, ist zur Zeit noch nicht bekannt.

 

Am 6ten brandte die Häuslerstelle des Christian Vogel in Liebenau, Liegnitzschen Creises, ab. Ueber die Veranlaßung dieses Brandes wird vielleicht der noch nicht eingegangene nähere Bericht des Landraths Auskunft geben.

 

Eben so gerieth am 12ten zur Nachtzeit die Häusler-Nahrung des David Pfeiffer zu Cunzendorff, Loewenbergschen Creises, in Brand, und wurde eingeäschert. Der muthmaßliche Stifter dieses Unglücks ist bereits verhaftet.

 

Für die Rubrik

 

Aufhören oder Entstehen bedeutender Polizei-Institute

 

liegen uns keine Materialien vor.

 

Summarische Nachweisung der Zuflüße in die König. Cassen.

 

Die Einnahme der Regierungs-Haupt-Casse hat in dem Monat April c. sich belaufen auf ....................... 47,016 r. 6 g. 5 2/5 p.

 

die Einnahme-Reste betragen ........... 82853 - 18 - 2 2/5 [p.].

 

Ausgegeben sind ............................ 59855 - 16 - 6 1/5 [p.]

 

An Ueberschüßen zu den Staats-Cassen sind aus den laufenden Gefällen abgeführt worden ................ 47638 - 15 - 8 --- [p.]

 

Unter der Rubrik von Militair-Sachen

 

sind uns keine Nachrichten zugekommen, welche für Euer Majestät [23r] Interesse haben könnten.

 

Grenz-Sache.

 

In dem Herzogthum Warschau soll das Militair sich zum Ausmarsch rüsten. Der starke Uebertritt von dasigen Soldaten in hiesige Provinz dauert fort. Unter der Rubrike

 

Veränderungen bei öffentlichen Behörden

 

haben wir blos allerunterthänigst anzuzeigen, daß in den Städten unseres Verwaltungs-Bezirks mit der Wahl des an die Stelle des ausscheidenden Theils der Stadtverordneten tretenden neuen theils fortgefahren wird.

 

Commercium.

 

Die Tuch-Fabriquen unseres Departements liegen jetzt wegen Mangels an Absatz in das Ausland und besonders den Norden, fast ganz darnieder. Ein großer Theil der Tuchmacher beschäftiget sich mit andern Handarbeiten, um sich und den Seinigen die Nothdurft zu beschaffen. Denn der einzelne Manufakturist oder kleinere Negoziant kann sich des beßern Debits von seinen Tüchern an ein- oder ausländische Gewandschneider bei der gegenwärtigen Stokkung des Handels nicht erfreuen, indem die großen Fabriken-Entrepreneurs diesen Tücher-Absatz an sich allein zu ziehen suchen, um das Capital, welches sie auf die Anlage ihrer Fabrike verwendet, nicht ganz zu verliehren. In einer noch schlimmern Verfassung befindet sich die Leinwandhandlung. Der Debit innerhalb Landes ist schwach, und das Ausland, vorzüglich aber Italien, wird für den Vertrieb unserer Leinen bald ganz verschlossen seyn. Dem Handels-Platze Triest ist nach erfolgter Aufhebung des dortigen Freihafens jeder Transito-Handel untersagt, und alle daselbst ankommende fremde Leinen sind dem unerschwinglichen Zoll von 1 Floren 30 Kreutzer für das Pfund unterworfen worden. Diejenigen Waaren, [23v] welche bereits in Triest liegen, werden den französischen Fabrikaten in Ansehung der Zoll-Abgaben gleich gesetzt, und müßen entweder bald ausgeführt, oder pro Consumo verzollt, oder in das neu errichtete Entrepot gebracht werden. Im erstern Fall kommen sie noch mit dem bloßen illyrischen Transito-Zoll durch. Im zweiten müßen die Leinwande ohne Unterschied 2 Kreutzer für ordinaire Gattung, und 4 Kreutzer für feine pro Wiener Pfund pro Consumo, und andere 2 pro Cent vom Werth an Ausfuhrzoll entrichten. Im 3ten Fall aber können solche nur zwei Jahre im Entrepot ruhen, auch nicht mehr anders, als zu Waßer, ausgeführt, und blos durch Vergütigung des für fremde Leinen, welche weiterhin zu Triest eintreffen, bestimmten Zolles von 10 Floren 30 Kreutzer Augsburger Courant pro Pfund wieder für Consumo erklärt werden, wo sie sodann auch noch dem Ausgangszoll von 2 pro Cent bei weiterer Versendung unterliegen. Der Triester Handelsstand hat zwar gegen diese Festsetzungen der neuen Mauthordnung und Zolltarife Gegen-Vorstellung gemacht. Indeßen zweifelt man, daß dieselben in der Maasse modificirt werden dürften, wie es zum Besten des Schlesischen Leinwandhandels zu wünschen ist.

 

Haupt-Gegenstände unserer kollegialischen Beschäftigung im abgewichenen Monat waren:

 

Verschiedene Einrichtungen zu Warmbrunn in Bezug auf die dortige Bade-Anstalten, nahmentlich auf die Polizei, um dem Bade daselbst immermehr Frequenz, auch polizeiliche Ordnung zu verschaffen.

 

Die Einrichtung des Regierungs-Amts-Blattes, welches mit dem Anfange des laufenden Monats erschienen ist;

 

Die Bildung der Compensations-Casse,

 

die Einleitungen zur Contor-Revision in den Gebirgs-Creisen,

 

[24r] die fortgesetzten commissarischen Arbeiten wegen Veranschlagung, Veräußerung oder Verpachtung der Kloster-Güther.

 

Unter der Rubrik:

 

dringende Reformen und Verbeßerungen in der Administration

 

haben wir zur Zeit nichts vorzuschlagen.

 

 

Die Schlesische Regierung zu Liegnitz.

 

[gez.]