7                                                                                                      Liegnitz, 5. August 1812

Zeitungsbericht für Juli 1812

 

GStA PK I. HA, Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 16502, Bl. 47r-49v, Anlagen Bl. 50r-54r. Referent Erdmannsdorff. Praesentatum 17. August 1812.

 

 

[47r] Liegnitz den 5ten August 1812.

 

Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement der Liegnitzschen Regierung für den Monath July c.

 

 

Euer Majestät säumen wir nicht den geordneten Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement unserer Verwaltung für den Monath July c. in nachstehenden Anzeigen allerunterthänigst abzustatten:

 

Die

 

Witterung

 

war, besonders in der letzten Hälfte des Monats, mehr trübe, als heiter, und mehr naß, als troken. Öfters fanden Gewitter statt. Der Wind blies gewöhnlich aus Westen und Nordwesten. Der höchste Stand des Réaumurschen Thermometers war in der Gegend von Liegnitz den 28ten Mittags 24 Grad, und der niedrigste den 12ten 13ten 14ten und 15ten früh 8 Grad über dem Frostpunkte. Den Landmann beschäftigt gegenwärtig die Getraide-Erndte, welche fast überall sehr ergiebig ausfällt. Das Grünzeug und die Kartoffeln sind gleichfalls gut gerathen.

 

Preise der Consumtibilien.

 

Die vormonathlichen Preise des Getraides auf den Märkten der vornehmsten Städte des Departements und das Verhältniß dieser Preise zu denen des benachbarten Auslandes werden in der unter dem Buchstaben A beigeschloßenen balancirten Designation pflichtschuldigst nachgewiesen. Die Anlage unter litt: B [47v] verzeichnet die Quantitaet des im Monat Juny c. ein- und ausgegangenen Getraides und exportirten Gemüses. Der Berliner Scheffel Kartoffeln galt 8 bis 20 gg. Münz-Courant.

 

Cours der Münz-Sorten, Staats-Papiere und kaufmännischen Wechsel.

 

Der zunehmende Mangel an baarem Gelde ist der Grund, daß der Cours-Werth der Staats- und Communal-Papiere immer mehr herabsinkt. Von den Schlesischen Pfandbriefen stehen die großen noch so, wie im Monath Juny c., 58, und die kleinen 60-62 pro Cent.

 

Durchfälle, rheumatische und katarrhalische Uebel, imgleichen kalte Fieber waren die

 

Krankheiten,

 

welche im abgewichenen Monat sich unter den Menschen zeigten. Der Gesundheitszustand des Viehes war erwünscht, und nur an einem Orte brach unter den Pferden der Rotz aus, zu deßen Entfernung alsbald die nöthige Verfügung getroffen wurde.

 

Unglücksfälle.

 

An mehreren Orten des Departements sind durch Wetterstrahlen nicht nur Feuersbrünste veranlaßt, sondern auch Menschen getödtet worden.

 

In dem Dorf Willkau, Schwiebusschen Creises, brandten das herrschaftliche Vorwerk, ein Bauer-Gehöft und zwei Häusler-Stellen ab. Auf dem Vorwerk wur-[48r]-den zugleich 400 Stük Schafe von den Flammen verzehrt. Ueber die Art, wie dieses Feuer ausgekommen, sehen wir dem nähern Bericht des Landraths noch entgegen.

 

In der Nacht vom 13ten zum 14ten v. M. wurden zu Kosel, Glogauschen Creises, zwei Bauer-Nahrungen eingeäschert.

 

Die Entstehungs-Ursache dieses Unglüks hat nicht ausgemittelt werden können. Der Schaden der Damnificaten wird auf 3120 r. berechnet.

 

Am 19ten Junii c. wurde der Freihäusler Kneifer in Dittersbach, Luebenschen Creises, beim Heben des neu erbauten Schaafstalles auf dem herrschaftlichen Mittel-Vorwerk von einem Balken erschlagen.

 

In den Dorfe Scharfenort, Liegnitzschen Creises, waren mehrere Insaßen des Jauerschen Bezirks, welche daselbst Flachs gekauft und bearbeitet, bei einem schweren Gewitter in einen Stall geflüchtet. Der große Sturmwind, der dieses Gewitter begleitete, riß jenes Gebäude aus seinen Fugen, es stürzten Balken auf die Flachs-Arbeiter herab, und der Freigärtner Conrad wurde auf der Stelle getödtet, ein anderer, Nahmens Schnabel, aber dergestalt beschädiget, daß er einige Stunden nachher sterben musste.

 

Bei Hirschberg sprang ein fremder Mann, der in einem dasigen Wirthshause eine Gans gestohlen gehabt, vor den ihn verfolgenden Personen in den Boberfluß, und er ertrank.

 

Fünf Einwohner des Departements gaben sich aus [48v] Schwermuth selbst den Tod.

 

Für die Rubrique:

 

Aufhören oder Entstehen bedeutender Polizei-Institute

 

sind wir mit Materialien nicht versehen.

 

Zustand der hiesigen Regierungs-Haupt-Casse

 

im Monat July c. wollen Euer Majestät aus der unter dem Buchstaben C beigefügten Designation huldreich zu entnehmen geruhen.

 

Unter den Rubriken von

 

Grenz-Sachen und

 

von

 

Militaribus

 

sind uns keine intereßante Nachrichten zugekommen.

 

Commercium.

 

Euer Majestät haben wir bereits in frühern Zeitungs-Relationen die misliche Lage, worin sowol die auswärtige Leinwand-Handlung, als das Tuchverkehr sind befindet, allerunterthänigst geschildert. Wir bemerken daher nur ehrfurchtsvoll, daß auf der letzten Frankfurther Meße von den Schlesischen Tuch-Negotianten zwar viel Tücher, jedoch ohne Gewinn, verkauft worden sind. Bei den Zoll-Aemtern unsers Verwaltungs-Bezirks wurden im abgewichenen Monat 416 Stük Schaafe, aber keine Wolle, zur Ausfuhr declarirt.

 

Die Quantitaet der im Monath July c. bei den Zoll-Aemtern in Hirschberg, Schmiedeberg, Greiffenberg [49r] und Warmbrunn zur Exportation angesagten Leinen Waaren designirt die unter lit: D beigelegte Nachweisung.

 

Veränderungen bei öffentlichen Behörden,

 

in dem hiesigen Regierungs-Departement haben sich im vorigen Monat nicht ereignet.

 

Haupt-Gegenstände unserer kollegialischen Beschäftigung in eben gedachten Monat waren

 

außer denjenigen, welche die allersubmißest beigefügten Nummern 28 bis 31 des zweiten Jahrgangs unseres Amtsblatts enthalten,

 

die Verfügungen zu Ausführung des die bürgerlichen Verhältniße der Juden in den Preußischen Staaten betreffenden Edicts vom 11ten Mart: d. J. besonders in Hinsicht der nunmehr ergangenen nachträglichen Bestimmungen über das Verfahren gegen die in das Land kommenden ausländischen Juden, und in Bezug auf die Staats-Bürger-Rechts-Verleihung an einländische Juden.

 

Die Beendigung des Geschäfts der Lieferung von 667 Stük Pferden aus dem Liegnitzschen Regierungs-Departement an die französischen Armée-Commissarien in Glogau, und die Bemühung, den Unterthanen, die diese Pferde gewähret, und diejenigen, welchen die bei dem Vorspann nach Pohlen verlohren gegangenen 3000 Stük Pferde angehöret, wo [49v] möglich, baldige Vergütigung zu verschaffen.

 

Die Angelegenheit wegen Regulirung der Vermögens- und Einkommen-Steuer-Aufnahme und Erhebung.

 

Unter der Rubrik

 

Dringende Reformen und Verbeßerungen in der Administration

 

haben wir zur Zeit nichts vorzuschlagen.

 

 

Die Schlesische Regierung zu Liegnitz.

 

[gez.]