1 Liegnitz, 4. Februar 1812
Zeitungsbericht für Januar 1812
GStA PK I. HA, Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 16502, Bl. 1r-4r, Anlagen Bl. 5r-7r. Referent Erdmannsdorff. Praesentatum 10. Februar 1812.
[1r] Liegnitz den 4ten Februar 1812.
Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement der Liegnitzschen Regierung für den Monat Januar c.
Euer Majestät verfehlen wir nicht den geordneten Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Departement unserer Verwaltung für den Monat Januar d. J. in nachstehenden Anzeigen allerunterthänigst zu erstatten:
Witterung.
Die herrschende Richtung des Windes war von Westen nach Osten. Schnee fiel ziemlich häufig. Das Réaumursche Thermometer hatte in der Gegend von Liegnitz den höchsten Stand am 3ten Mittags, nehmlich 2 Grad über dem Eispunkte, und den niedrigsten am 22ten Abends, wo es 15 Grad unter demselben zeigte. Den 28ten früh stieg das Thermometer schnell binnen einer Viertelstunde bei eingetretenem Südwinde von 13 Grad unter Null auf 5. Die Winter-Saat-Felder sind gegenwärtig stark mit Schnee bedekt, und dadurch gegen die Angriffe des Frostes wohl geschützt.
Preise der Consumtibilien.
Die vormonathlichen Preise des Getraides auf den Märkten der vornehmsten Städte des Departements und das Verhältniß dieser Preise zu denen des benachbarten Auslandes wollen Euer Majestät aus der unter dem Buchstaben A beigeschlossenen balancirten Designation huldreich zu entnehmen geruhen. Die Preise des Getraides auf ersteren Markt-Plätzen, sind in den Monaten December v. J. und Januar d. J. sich beinahe [1v] gleich geblieben.
Die Anlage unter Lit: B verzeichnet die Quantitaet des im Monat December v. J. ein- und ausgegangenen Getraides und Gemüses. Der Berliner Scheffel Kartoffeln galt im Januar 9 gg. bis 1 r. Münz-Courant.
Cours der Münzsorten, Staats-Papiere und kaufmännischen Wechsel.
Von dem Metall-Courant wird dermalen der Thaler mit 44 gg. Scheidemünze bezahlt. Das Agio vom Golde ist etwas gestiegen. Die großen Schlesischen Pfandbriefe stehen 67 1/3, die kleinen hingegen 74 pro Cent.
Seit dem Eintritt der Kälte haben sich die durch die früher geherrschte ungewöhnlich gelinde und feuchte Witterung herbeigeführten Krankheiten unter den Menschen sehr vermindert. Ueber Durchfall aber wird von vielen Personen geklagt. Auch empfinden Brust-Kranke, und diejenigen, welche mit gichtischen Zufällen behaftet sind, jetzt, wie gewöhnlich, den nachtheiligen Einfluß des Winters. Das Scharlachfieber, die Masern und natürlichen Blattern haben fast an allen Orten, wo sie aus gebrochen waren, zu herrschen aufgehört. Nur in der Stadt Jauer scheinen die Masern einen epidemischen Charakter annehmen zu wollen. Inzwischen hat man jetzt noch keinen Anlaß, denselben für bösartig zu achten.
Auf dem herrschaftlichen Hofe zu Rothlach, Loewenbergschen Creises, kam im vorigen Monat wiederum die daselbst unterdrükt erachtete Rindviehpest zum Vorschein. Durch die Keule ward ihr bald Ziel gesetzt.
Von andern Thier-Krankheiten ist nichts zu unserer Kennt-[2r]-niß gelangt.
Unglücks-Fälle:
Am 23ten Decbr: v. J. ward durch einen grossen Sturmwind die Windmühle zu Ober-Siegersdorff, im Freystaedtschen Creise, umgeworfen, und ihr Besitzer von dem Sattel derselben erdrükt.
Der Häusler Haertel zu Nieder Giesmannsdorff, Sprottauschen Creises, wurde in einem mit gehörigem Umschroot versehenen Brunnen daselbst todt gefunden.
Der Gärtner Klemt in Klein Röhrsdorff bei Liebenthal erschoß aus Versehen seinen Sohn auf der Stoppel-Jagd.
Zu Kulkawe, Gruenbergschen Creises, gebahrte der Herzoglich Curländische Revierjäger Gehnisch in seiner Wohnstube mit einer geladenen Flinte so unvorsichtig, daß sie losging. Der Schuß fuhr seinem 14jährigen Sohne in den Unterleib und tödtete diesen hoffnungsvollen Jüngling.
Zu Mittel Giesmannsdorff, Sprottauschen Creises, und zu Nieder-Schönfeld im Loewenbergschen sind die Wohngebäude zweier Häusler durch Feuersbrünste vernichtet worden. Die Entstehungs-Ursache des Brandes in Giesmannsdorff hat nicht ausgemittelt werden können. In Nieder Schönfeld aber ist derselbe durch unvorsichtiges Gebahren der Ehefrau des Damnificaten mit einem brennenden Licht veranlaßt worden. Diese wird daher mit der im Gesetz angedrohten Strafe belegt werden.
In Sabitz, Luebenschen Creises, gingen 2 Bauergehöfte in Rauch auf. Die zu Ausmittelung der Art, wie dieses Unglük entstanden, von dem Creis-Landrath vorgenommene [2v] Untersuchung ist ohne Erfolg geblieben.
In Panzkau, Liegnitzschen Creises, wurde die Wasser-Mühle durch ein Feuer eingeäschert, welches man von der Hand eines Bösewichtes gestiftet glaubt.
Am 17ten v. Mts. ward der Garnsammler Pfitzner aus Mertzdorff, Jauerschen Bezirks, auf dem Wege von Mertschütz nach Gross Wandris, Liegnitzschen Creises, an einem mit vielen Sträuchern umgebenen Ort von einem unbekannten Menschen angefallen, zu Boden geworfen, und seines Geldes, im Betrage von 50 r. beraubt. Ob nun zwar dem Räuber bald nachgesetzt worden, so hat man doch desselben sich nicht bemächtigen können.
Aufhören oder Entstehen bedeutender Polizei-Institute.
Ist nichts anzuzeigen.
Summarische Nachweisung der Zuflüsse in die König. Cassen.
Die Einnahme der hiesigen Regierungs-Haupt-Casse hat in dem Monat Januar c. sich belaufen auf 175,759 r. 18 g. 3 2/5 pf.
Ausgegeben sind ........................... 147,516 - 14 -- 2 1/5 [pf.]
An Ueberschüssen zu den Staats-Cassen sind aus den
laufenden Gefällen abgeführt worden ... 113,602 - 2 -- 8.
Militaria.
In der Vestung Glogau befindet sich ausser der ältern, aus pohlnischen und sächsischen Truppen bestehenden Besatzung von 1500 Mann zur Zeit auch noch das im December v. J. eingerükte 85te französische Linien-Infanterie-Regiment, ohngefähr 4000 Köpfe stark, imgleichen eine französische Artillerie-Compagnie, welche später, als dieses Regiment von Würzburg [3r] daselbst eingetroffen ist. Wie streng auch die Mannszucht ist, die bei der ganzen Garnison gehalten wird, so kann sie doch das Gewicht der Einquartierungslast, unter welchem die Bewohner der Stadt Glogau jetzt seufzen, nur wenig mindern.
Grenz-Sachen.
Das nach unserm allerunterthänigsten Zeitungs-Bericht für den Monat Novbr: v. J. in Grenz-Dörfer der Ober-Lausitz am Queis eingerükte französische leichte Infanterie-Regiment hat nunmehr sein Stand-Quartier einige Meilen rükwärts verlegt. Die Ordonanzen des in Bunzlau stehenden sächsischen Correspondenz-Commandos gehen ununterbrochen ab und zu. Sichere Nachrichten zu Folge haben sämmtliche Truppen in Sachsen mit Ausnahme der Garnison von Dresden am 2ten hujus in vollkommen kriegerischer Rüstung und bis dahin alle Train-Knechte und Pferde abgeliefert seyn sollen.
Veränderungen bei öffentlichen Behörden,
in unserm Verwaltungs-Bezirk haben sich im letztverflossenen Monat nicht ereignet.
Handels-Gegenstände.
In Ansehung des Tuch-Negotii müssen wir uns allersubmissest lediglich auf die Zeitungs-Relation für den Monat December pr. beziehen, nach welcher dasselbe in einer sehr mißlichen Lage sich befindet.
Bei den Zoll-Aemtern unsers Departements wurden im Monat December v. J. 26 Stük Schaafe, aber keine Wolle, zur Ausfuhr declarirt.
Die Stokkung des Leinwand-Vertriebes in das Ausland dau-[3v]-ert gleichfalls noch fort. Einige Bestellungen aus der Schweitz, und der Meßhandel gewähren jetzt dem bedauernswürdigen Weber allein noch Unterhalt. Nach Spanien gehen sehr wenig Waaren durch Landfracht zum eigenen Verbrauch, weil die Communication mit mehrern Provinzen dieses Staats von den Insurgenten gesperrt ist. Nach Italien kann wegen zu hoher Zölle wenig oder nichts versendet werden. In Holland wurde im verflossenen Jahre noch etwas abgesetzt. Der Handel, der den Transport zur See bedarf, hat aufgehört, seit dem die Sperre der Gewässer keiner Nazion einen Weg gestattet. Der Schlesische Gebürgs-Handels-Stand wünscht, da er seine Waaren-Lager in Hamburg pp. nicht mehr sicher findet, daß deren Rüksendung zollfrei erfolgen möchte, indem viele Willens sind, ihre Waaren lieber nach Stettin oder Berlin gehen zu lassen, als in Hamburg schlechte Auctions-Preise anzunehmen. Die Quantitaet der im Monat Januar c. bei den Zoll-Aemtern in Hirschberg, Schmiedeberg, Greiffenberg und Warmbrunn zur Ausfuhr declarirten Leinen Waaren wird in der allerunterthänigst beigefügten Designation unter Lit. C pflichtschuldigst nachgewiesen.
Haupt-Gegenstände unserer kollegialischen Beschäftigung im abgewichenen Monat waren
ausser denjenigen, welche die allerdevotest beigeschlossenen Nummern (:36 - des ersten, und:) 1 2 3 4 5 des zweiten Jahrgangs unseres Amtsblatts enthalten,
[4r] die von den Mitgliedern des Regierungs-Collegii in Gemäßheit des 88ten §phis der Geschäfts-Instruction für die Regierungen vom 26ten Decbr: 1808 erstatteten, von dem Regierungs-Praesidio mit seinen Bemerkungen begleitet eingesandte Amts-Berichte für das Jahr 1811.
Die Anfertigung der Projecte zu den einzelnen Regierungs-Deputations-Etats pro 1812/13, welche dem Regierungs-Haupt-Cassen-Etat für dieses Jahr zum Grunde liegen sollen,
die Vollziehung der gesetzlichen Vorschriften wegen Erhebung einer allgemeinen Klassen- und Einkommen-Steuer nach dem Edikt vom 6ten December v. J., so wie die Ausführung der Verordnungen in dem Gesetz vom 13ten December desselben Jahres, betreffend die Einschmelzung und Umprägung der Scheidemünze in Courant, und die dabei in Ansehung der Cassen-Verwaltung sowohl, als des Privat-Verkehrs zu beobachtenden Maaßregeln.
Unter der Rubrik
dringende Reformen und Verbesserungen in der Administration
haben wir nichts vorzuschlagen.
Die Schlesische Regierung zu Liegnitz.
[gez.]