2 Liegnitz, 5. März 1811
Zeitungsbericht für Februar 1811
GStA PK I. HA, Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 16501, Bl. 7r-10r, Anlagen Bl. 11r-13r. Referent Erdmannsdorff. Praesentatum 16. März 1811.
[7r] Liegnitz den 5ten Mart: 1811.
Haupt-Zeitungs-Bericht vom Liegnitzschen Regierungs-Departement für den Monat Februar c.
Der vorgewesene Monats-Wechsel wird uns Aufruf, Euer König. Majestät den geordneten Haupt-Zeitungs-Bericht von dem Bezirk unserer Verwaltung für den Monath Februar c. in nachstehenden Anzeigen allerdevotest vorzulegen.
Witterung.
Vom 3ten bis zum 14ten war Thauwetter mit gelinden Nachtfrösten. Vom 15ten bis zum 24ten herrschte Frostwetter. Am niedrigsten stand das Reaumursche Thermometer den 19ten und 20ten, wo es 8 Grad unter dem Eispunkte zeigte. Mit dem 25ten trat wieder Thauwetter ein. Die herrschende Richtung des Windes war in der ersten Hälfte des Monats westlich und südlich, in der zweiten südöstlich.
Die Wintersaaten haben fast durchgängig einen den Wünschen des Landmanns entsprechenden Stand.
Preise der Consumtibilien.
Aus der unter dem Buchstaben A beigeschlossenen balancirten Designation wollen Ewr. König. Majestät huldreich zu entnehmen geruhen, welche Preise das Getraide im verfloßenen Monat auf den Märkten der vornehmsten Städte des Departements gehabt, und wie diese Preise sich zu denen des benachbarten Auslandes verhalten.
In der Nachweisung sub litt: B wird die Quantitaet des im Februar c. ein- und ausgegangenen Getraides und Gemüses designirt.
Der Berliner Scheffel Kartoffeln gilt jezt 19 bis 28 Sg: Realmünze.
[7v] Cours der Münzsorten, Staats-Papiere und kaufmännischen Wechsel.
Die Friedrichs d'or, die holländischen und Kaiserlich österreichischen Ducaten sind in den Handelsplätzen des hiesigen Regierungs-Departements gestiegen, wogegen der Cours der schlesischen Pfandbriefe sich gegen den im Monat Januar c. geändert hat.
Der
Gesundheits-Zustand
der Menschen war auch im abgewichenen Monat nicht erwünscht. Katarrhal-Zufälle, Rheumas, Kinder-Krankheiten, worunter auch sporadische Scharlachfieber waren, besonders aber äusserst schnelle Apoplexie, beschäftigten die Aerzten unseres Verwaltungs-Bezirks am meisten.
Nach einem dreimonathlichen Kampfe ist ietzt endlich die Rindviehpest in diesem Departement als besiegt anzusehen. Von Woche zu Woche waren wir im Stande in den noch zulezt infizirten Kreisen Aufsperrungen vorzunehmen. Die wenigen Sperren, welche im Liegnitzschen, Lübenschen, Goldbergschen und Jauerschen Creise noch bestehen, finden größtentheils nur noch praecautionsweise statt.
Unglücks-Fälle
Im verflossenen Monat haben 5 Einwohner des Departements aus Schwermuth durch Selbstmord dem Verhängniß vorgegriffen.
Der Diensthäusler Meschder zu Parchwitz wurde beim unvorsichtigen Ablösen des Astes einer Eiche im Gleinauer Walde von demselben todt geschlagen.
[8r] Der Revier Jäger Scholze zu Crummoels, Loewenbergschen Creises, imgleichen der Walker Hoffmann zu Hirschberg ertranken.
Den invaliden Husar vom ehemaligen Regiment von Czettritz, Gottfried Flanse zu Kunitz bei Parchwitz fand man Frost getödtet in einer Sandgrube, worein er zur Abendzeit im Zustande der Trunkenheit gefallen war.
Im Loewenbergschen Creise verlohr der Sohn des Gerichts-Scholzen Starke zu Neundorff beim Umsturz seines mit Holz beladenen Wagens das Leben, der Sohn des Gerichts-Scholzen Scholz in Hänchen verunglükte durch ein scheu gewordenes Pferd, und der Jungmühlscher in der Gross-Walditzer Mühle, Gottlob Lützel wurde vom Wasser-Rade, unter welches er beim Abschützen gekommen war, erquetscht.
Am 4ten v. M. brach früh um 9 Uhr in dem Hornschen Vorwerke in der Nicolay-Vorstadt von Bunzlau ein Feuer aus, welches der getroffenen zwekmässigen Lösch-Anstalten ohnerachtet, so stark um sich griff, daß sämtliche Wohn- und Wirthschafts-Gebäude dieser Besitzung ein Raub der Flamme wurden.
In Klein Krauschen, Loewenbergschen Creises, brannte ein Haus ab, und zu Jaegendorff, im Jauerschen, wurde eine Dreschgärtnerstelle eingeäschert.
Am 16ten v. M. entstand bei dem Gerichtsscholzen Künz zu Alt Strunz, im Bezirk von Glogau, ein Brand, in welchem das Gehöft des Künz, desgleichen die Gebäude der Klein-Kutschner Schön und Artick mit ihren Getraide- und Hausvorräthen vernichtet wurden. [8v] Auch verloren sie dabei Vieh, Ackergeräthe und andere Habseligkeiten. Der ihnen dadurch verursachte Schaden wird auf 2112 r. berechnet.
Von allen diesen Feuers-Brünsten sind die Entstehungs-Ursachen zur Zeit noch unbekannt.
In der Nacht vom 11ten auf den 12ten v. M. ist dem ehemaligen Südpreußischen Accise-Directions-Assessor Schneider zu Meywaldau im Hirschberger Creise, durch gewaltsamen Einbruch eine Menge Sachen entwendet worden, deren Werth der Beraubte auf 172 r. 16 g. Courant angiebt. Die zu Entdekung der Diebe von dem landräthlichen Officio getroffenen Veranstaltungen haben bis jetzt noch keinen Erfolg gehabt.
Unter der Rubrik
Aufhören oder Entstehen bedeutender Policei-Institute
haben wir nichts anzuzeigen.
Summarische Nachweisung der Zuflüße in die König. Cassen.
Die Einnahme für den Monath Februar c. hat bei der Regierungs-Haupt-Casse sich belaufen auf 124542 r. 18 g. 11 4/5 pf.
die Einnahme-Reste betragen ------- 72649 --14 --- 8 1/5 [pf.].
Ausgegeben sind -------------------------------------------
An Ueberschüßen zu den Staats-Cassen sind abgeführt worden:
a) aus den laufenden Gefällen ------- 87619 -- 22 --- 5
b) aus der Domainen-Resten-Casse --------------------------
c) an eingegangenen Nachzahlungen -------------------------
Für die Rubrik von:
Militair-Sachen
[9r] liegen uns keine interessante Nachrichten vor.
Grenz-Sache.
Der Uebertritt von Soldaten aus dem Herzogthum Warschau in hiesige Provinz ist dermalen besonders stark. Diese Deserteurs klagen, daß sie weder Löhnung noch Mundirungs-Stüke richtig empfangen.
Veränderungen bei öffentlichen Behörden im hiesigen Regierungs-Bezirk
haben sich nicht ereignet.
Commercium.
Die uns zugekommenen Handlungs-Berichte sind mit Klagen über die dermaligen schlechten Aussichten für den Tuch- und Leinwandhandel Schlesiens in das Ausland angefüllt. Vorzüglich hat das in Rußland ergangene Verbot der Einfuhr deutscher Producte die Tuch- und Leinwand-Negocianten unsers Departements in Trauer versetzt. Auch dürfte dieses Interdict nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf die Schaafzucht und Landes-Cultur bleiben. Der Schleichhandel wird zwar etwas, jedoch nur wenig ersetzen, überhaupt aber keine gute Folgen für die Moralität der Völker haben. Von den Banquerotten der größten Handelshäuser des Auslandes empfindet der Gebirgs-Handels-Stand schmerzhafte Rükwürkung. Im Innern des Landes war sonst noch ein ziemlich lebhaftes Handels-Verkehr, welches Tausenden von Fabricanten Beschäftigung und Erwerb gewährte. Aber diese Nahrungsquelle scheinet auch zu versiegen, da auf den letztern [9v] Märkten von Frankfurth an der Oder, Breslau, Neisse u.s.w. der Leinen- und Tücher-Debit sehr gering gewesen, und über den Verfall dieser Märkte nur eine Stimme ist.
Bei den Zoll-Aemtern unseres Departements sind im Monat Februar c. 34 Stein 19/37 lb. Wolle Berliner Gewicht, imgleichen 70 Stük Schaafvieh zur Ausfuhr declarirt worden.
Haupt-Gegenstände unserer kollegialischen Beschäftigung im abgewichenen Monat
waren
Fernere Einleitungen zu Domainen-Aemter-Veräusserungen,
die fortgesetzten kommissarischen Arbeiten wegen Aufhebung der Stifter und Klöster in unserm Departement,
die fortgesetzte Regulirung der allerhöchst verordneten Staats-Abgaben überhaupt,
die Verbeßerung der Landschulen, auch Erhöhung der Schullehrer-Gehalte und Anordnung des Baues neuer geräumiger und gesunder Schulhäuser,
die Vermittelung, daß überall die Producenten den Körner-Bedarf der im Departement stehenden Truppen freiwillig gegen marktpreißliche Bezahlung liefern,
Veranstaltungen wegen Aushebung von Cantonisten zur Vollzählichmachung der verschiedenen Truppen-Corps,
[10r] Die Verfügungen zu Anlegung eines Gefängnißes in hiesiger Stadt für angesehene Bürger und Honoratiores.
Die Einrichtung neuer, vollständiger statistischer und Populations-Tabellen.
Unter der Rubrik
dringende Reformen und Verbesserungen in der Administration
haben wir nichts vorzuschlagen.
Die Schlesische Regierung zu Liegnitz.
[gez.]